Als Neu-Gärtner verstehe ich den Frust, den diese kleinen Biest über das Gärtner-Herz bringen können. Ich habe es schon des Öfteren am eigenen Leib erfahren müssen.
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Aber, ich möchte um Contenance bitten, meine lieben Gärtner und Gärtnerinnen, bevor ihr gleich zur Chemiekeule greift. Ich muss gestehen, ich habe auch noch keine Lösung für das Schneckenproblem gefunden, dafür bin ich aber zu einer wichtigen Erkenntnis gelangt, die mir hilft meinen Schneckenhass besser zu veratmen. "Woosaah". Der eine oder andere hört es vielleicht nicht gern, aber: JEDER SCHÄDLING IST AUCH EIN NÜTZLING. Ja, auch die Schnecken. Und auch, wenn ich damit bei vielen Hardcore-Hobby-Gärtnern wahrscheinlich auf taube Ohren stoßen werde, wollte ich das nur mal gesagt haben.
Und wen's doch interessiert, für den habe ich hier drei unverkennbare Gründe, die beweisen, dass Schnecken durchaus eine Daseinsberechtigung haben.
3 Gründe, wieso Schnecken wichtig sind:
1. Die Schnecken-Putzkolonne: "Kann des weg? Nom Nom Nom."
Schnecken fressen vor allem abgestorbene Pflanzenteile. Zusammen mit anderen Krabblern, die man so im Garten findet, sorgen sie so dafür, dass nachkommende, aber auch bestehende Pflanzen ungehindert wachsen können. (*Räusper*: Sofern sie nicht auf der Speisekarte der Schnecken stehen - dann werden sie natürlich gleich mit verspeißt.) In gewisser Weise macht das die Schnecken selbst zu kleinen Hobby-Gärtnern. Manche Nacktschneckenarten fressen zudem auch Aas. Sie leisten dadurch einen wichtigen Dienst an Mensch und Natur; denn die zeitnahe Vernichtung von Kadavern verhindert die Ausbreitung von schädlichen Keimen, die unter bestimmten Umständen auch dem Mensch gefährlich werden können, etwa dann, wenn sich das Aas in unmittelbarer Nähe zu einer Trinkwasserquelle befindet, aus der eine Gemeinde gespeist wird. Da haben sich die Schnecken doch echt mal ein Dankeschön verdient.
2. Die spanische Wegschnecke: Ein Geburtenregler
Diese Nacktschneckenart gibt es bei uns im Garten zu Hauff. Die machen ALLES PLATT, selbst ihre eigenen Leute. #EverybodyAndTheirMom. (Scherz). Auch die Gelege ihrer Artgenossen verspeisen sie mit großer Vorliebe. Was wahrhaftig kannibalisch klingt, erfüllt jedoch eine weitere wichtige Funktion: Die Schneckenpopulation regelt sich selbst. Und da sag mal einer, Schnecken wären dem Gärtner nicht wohlgesonnen.
3. Escargot - Nicht nur unter den Franzosen eine Delikatesse
Ob rot, ob schwarz oder als Leopard getarnt, ob zu Wasser oder zu Land, ob mit rundem oder Spitzem Häuschen in schickem Rosa oder gelb mit schwarzem Streifen, schlicht in Weiß; oder doch lieber gleich nackt? Alleine in Deutschland sind die Erscheinungsformen der Schnecken vielfältiger, als vielen bewusst ist. Bei vielen einheimischen Wald- und Wiesenbewohner sind die kleinen Schleimer gern gesehen: Und zwar auf dem Speiseplan. Unter Anderem sind Schnecken eine wichtige Nahrungsquellen für Igel, Eichhörnchen, Füchse, Kröten, Wildvögeln, Waschbären, Marder, Siebenschläfer, aber auch Mäusen. Letztere sind bei vielen Gärtnern ebenfalls verschrien, sind ihrerseits jedoch wiederum Leibspeise anderer Wildtiere zu Luft und Land. Und so schließt sich der Kreis.
Weitere interessante Informationen über das geheime Leben der Schnecken findet ihr auf der Seite des Naturschutzbund Deutschland:
https://niedersachsen.nabu.de/tiere-und-pflanzen/sonstige-arten/schnecken/wissenswertes/07187.html
Ein paar Worte zum Schneckenschutz aus dem Chemielabor:
"Pfui, Bä, Finger weg!"
Ihr denkt jetzt vielleicht: "Ist ja alles schön und gut, aber ich will, dass die aufhören meinen Salat zu fressen. Warum sich mit Hausmitteln rumquälen, wenn es doch den Schneckenschutz aus dem Chemielabor gibt. Der ist einfach in der Anwendung, schnell und 100% effektiv." Mag ja alles stimmen; und als Überraschungseffekt sind diese Mittel auch
HOCHGRADIG UMWELTSCHÄDLICH!!
Kurz zur Gefährdung anderer Tiere durch Schneckenkorn
In ihrer Wut und Verzweiflung greifen viele Hobby Gärtner zu chemischen Waffen, wie dem vielerseits gelobten Schneckenkorn. Bei den harmlos aussehenden Kügelchen handelt es sich um ein aggressives Nervengift. Der Verzehr der Kügelchen bedeutet nicht nur für die Schnecke den sicheren Tod. Auch für andere Tiere, die etwa eine vergiftete Schnecke fressen oder selbst von dem Schneckenkorn naschen, endet der Kontakt häufig tödlich. Meiner Meinung nach ist es kein Rosenstock wert, dass ein Igelchen oder ein anderes wildes Tier dafür sein Leben lassen muss!
Außerdem hätte dieser Igel in seinem Leben zweifellos mehr Schnecken vernichtet, als der Gärtner mit seinem Schneckenkorn. Stattdessen sollte man versuche Lebensräume für die natürlichen Feinde der Schnecken zu schaffen, damit diese sich gerne im Garten ansiedeln. Und für alle, die jetzt sagen "Was interessiert mich der Igel": Es kommt auch immer wieder zu Vergiftungen bei Hunden und Katzen; auch hier oft mit tödlichem Verlauf. Inzwischen gibt es auch ein Schneckenkorn auf dem Markt, das für Tiere unschädlich sein soll. Die Resonanzen im Internet bestätigen dies: Leider scheint es, laut Testern, auch den Schnecken nichts auszumachen.
Natürliche Alternativen zur Schneckenabwehr:
Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) hat auf seiner Internetseite eine umfangreiche Liste mit natürlichen Formen der Schneckenabwehr zusammengestellt: https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/gartentipps/00546.html
Spoiler Alert: Den heiligen Gral der Schneckenbekämpfung werdet ihr auch hier nicht finden. Oder doch? Nun, auch der NABU ist sich einig, dass der Schlüssel beim Thema der natürlichen Schneckenabwehr eben Geduld ist, und die Bereitschaft, verschiedene Dinge auszuprobieren. Tatsache ist, es gibt kein Allheilmittel und auch keine schneckensicheren Pflanzen. Auch Schnecken haben unterschiedliche Geschmäcker.
Manchmal hilft es, wenn man nicht ständig versucht, die Natur zu führen, sondern sich von ihr führen lässt, also, mit ihr und nicht gegen sie arbeitet. Wir sind Gärtner, keine Götter.
Das war dann wohl das Wort zum Sonntag :D oOBubblezOo